M. Döring-Wiliams
(TU Wien, Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege)

Das große Theater von Ephesos, eines der bedeutendsten Monumente antiker Architektur, war in der Vergangenheit wiederholt Objekt archäologischer und bauforscherischer Untersuchungen. Diese konzentrierten sich jedoch auf das Bühnengebäude. Der eigentlich raumbildende Teil des Theaters – also die Stufenfolge seiner drei Ränge (“Koilon”) – war bisher weitgehend unberücksichtigt geblieben.
Und tatsächlich stellt die Bauaufnahme des Koilon aufgrund der besonderen Geometrie des Theaterhalbrunds – und nicht zuletzt wegen seiner gewaltigen Dimensionen – eine besondere Herausforderung dar.
Das Fachgebiet Architekturgeschichte und Bauforschung (Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege) der TU Wien hat es sich nun – in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Archäologischen Institut – zum Ziel gesetzt, das Theater formtreu zu dokumentieren und zu analysieren, und endlich seine baugeschichtlichen Rätsel zu klären.
In einer vorbereitenden Kampagne im Sommer 2003 wurde die prima cavea mit einem TCRM von Leica (Software TOTAL = Tachymentrische, Objektorientierte, TeilAutomatische Laservermessung, TU-Wien/Ruhr-Universität Bochum) aufgenommen. Das so erstellte Datenmaterial diente als hochpräzise Basis für die Vor-Ort-Ergänzung bzw. Verdichtung der Ergebnisse im Rahmen der Bauanalyse.
Seine konvexe Muschelform prädestiniert das Theater geradezu als Testobjekt zum Einsatz eines Image-Laser-Scanners. Sichttote Bereiche können hier nahezu ausgeschlossen werden. Die beiden oberen Ränge – das eigentliche Gros der Anlage – werden daher im Sommer 2004 unter Einsatz eines Raumscanners (Riegl–ILScan, TU Wien) aufgenommen werden. Die mittels TOTAL bereits gewonnenen Messdaten der prima cavea werden dabei als hochpräzise Basis bei Datentransfer und Schnittstellenabgleich mit dem Scanner dienen, und damit gleichzeitig der Entwicklung eines allgemein anwendbaren Konzepts zum Einsatz hochpräzise messender Laser-Tachymeter in Kombination mit optimierten, kompatiblen Raumscannern in der Bauaufnahme. Das Ziel des Projektes „Ephesos“ ist letztendlich die Überprüfung der Möglichkeiten und technischen Voraussetzungen (und natürlich der Grenzen) zum Einsatz eines Raumscanners nicht nur als Visualisierungsinstrument, sondern als eigenes MESS-Instrument.