Hansjörg Thaler

(Italy)

Die zukünftige Nutzung des Walter Gropius Hauses wird zur Zeit am Bauhaus intensiv diskutiert. Während Zerstörungs- und Wiederaufbaudatum des Hauses bekannt sind, fehlt hingegen der genaue Nachweis von Art und Weise der Zerstörung.
In den Jahren 2003 und 2004 sind Bohrungen und archäologische Schnitte angelegt worden. Schon die digitale Auswertung der Bohrungen zeigte extensive Zerstörungsschichten in dem Gebiet zwischen dem Walter Gropius und dem ehemaligen Moholy-Nagy Haus, die dann durch drei Grabungsschnitte bestätigt wurden.
Dabei sind beträchtliche Mengen von Schlacke von Bombenfragmenten aus dem 2. Weltkrieg stammen, festgestellt worden.
Die bis jetzt gewonnenen Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass am 7. März 1945 vermutlich eine Bombe zwischen den Häusern von Gropius und Moholny-Nagy eingeschlagen ist und dabei die Häuser stark beschädigt bzw. teilweise völlig zerstört hat. Während die Doppelhaushälfte Feiniger statisch weitgehend unbeschadet blieb und heute musealisiert ist, ist die Doppelhaushälfte Moholny-Nagy von dem Bombeinschlag weitgehend zerstört worden. Man. kann davon ausgehen, dass der Keller noch vorhanden ist. Eine systematische stratigraphische Ausgrabung des Hauses bis auf seinen Kellerboden könnte große Überraschungen und sensationelle Funde bergen, die Aufschluss über die Bewohner zur Zeit der Zerstörung des Hauses und deren Alltag (Nationalsozialismus) geben würden.
Eine Musealisierung der Kellerruine, ohne unbedingt an einen Wiederaufbau zu denken, zusammen mit jener des Bombenkraters würde den Besuchern visuell die Zeichen der Zeit klar zu erkennen geben.
Die Archäologie der Moderne sollte sich vielschichtig präsentieren. Einerseits soll es eine kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen geschichtlichen Epochen und Phasen der Baushaus-Bauten ermöglichen, anderseits die verschiedenen Grabungstechniken vorstellen. Weiterhin soll eine neue, seit Ende der 90er Jahre verwendete und immer weiter verfeinerte digitale Dokumentationstechnik angewendet werden, die auch eine multimediale und museale Präsentation erlaubt.
Schließlich sollte die Grabungstätigkeit am Bauhaus der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Archäologie der Moderne wäre also auch als touristischer Event zu verstehen.