Birgit Bühler

(VIAS, Universität Wien, Österreich)

Der aus zwölf Objekten bestehende, sog. „Schatzfund von Brestovac“ (Ende 8.- erste Hälfte 9. Jahrhundert) kam 1821 im damaligen Presztovác (heute Brestovac/ Kroatien) zutage und wird heute in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums (Wien) aufbewahrt. Mit der Zielsetzung, eine historische Interpretation des Fundkomplexes zu erarbeiten, die auf möglichst vielen Kriterien basiert, wurden die einzelnen Objekte nicht nur hinsichtlich Form und Verzierung, sondern auch bezüglich der verwendeten Herstellungstechniken und Materialzusammensetzung analysiert. Denn obwohl formale und stilistische Kriterien den goldenen Gürtelschmuck aus dem Fund von Brestovac eindeutig mit Gürtelbeschlägen der Spätawarenzeit III (letztes Drittel des 8. Jahrhunderts) verbinden, unterscheiden sich die Exemplare aus Brestovac vor allem aufgrund technologischer Aspekte deutlich von den meisten Vergleichsbeispielen. Auch mit einem Teil der goldenen Gefäße des „Schatzfundes von Nagyszentmiklós“ (Rumänien; Antikensammlung des KHM Wien) – der 2005-2006 ebenfalls rasterelektronenmikroskopisch untersucht werden soll – sind die Gürtelbeschläge aus Brestovac nicht nur in stilistischer, sondern auch in technologischer Hinsicht besonders eng verwandt: Beim Treibziselieren des Dekors der betreffenden Gefäße und dieser Gürtelbeschläge ist ähnlich vorgegangen worden.
Im Zuge der technologischen Untersuchungen wurden am Vienna Institute of Archaeological Science (VIAS) der Universität Wien rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen (inkl. zerstörungsfreier Mikroanalysen) durchgeführt: Es handelt sich um ein Gerät vom Typ ZEISS EVO 60 XVP mit integriertem energiedispersivem Röntgenspektrometer Inca 300 (Oxford Instruments) sowie großer Probenkammer, das sowohl für die zerstörungsfreie Untersuchung archäologischer Metallgegenstände als auch organischer Proben geeignet ist. Ziel der rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen des Fundes aus Brestovac war einerseits eine exakte Dokumentation und Vermessung der Werkzeugspuren (zwecks Identifizierung individueller Werkzeuge, als Voraussetzung für die Erkennung eventuell vorhandener, werkstattgleicher Artefakte) und andererseits eine zerstörungsfreie Bestimmung der zur Herstellung der einzelnen Objekte verwendeten Grundlegierungen und Lote.