Franz Humer

(Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kultur und Wissenschaft, Archäologischer Park Carnuntum, Bad Deutsch-Altenburg, Österreich)

Die Ausgrabungen des südlich von Schloss Petronell im sogenannten „Spaziergarten“ gelegenen römischen Stadtviertels vermitteln einen guten Eindruck von der innerstädtischen Bebauungsstruktur der Zivilstadt Carnuntum. Ziel der Untersuchungen 1948 – 57 war es, ein Freilichtmuseum zu errichten und damit einen Eindruck von römischer Architektur und Bauweise am österreichischen Donaulimes zu vermitteln. Dazu mussten die antiken Baureste erhalten werden: die originalen Baureste wurden daher sofort nach der Freilegung mit modernem grauem Zementmörtel restauriert und Mauerzüge teilweise wiederaufgebaut. Die Ruinen des Freilichtmuseums bieten sich heute aber großteils wenig attraktiv dar und sind für die Besucher wenig verständlich: dies liegt vor allem daran, dass Mauerzüge aus verschiedenen Bauperioden unkommentiert nebeneinander zu sehen sind und den Eindruck von zeitlicher Zusammengehörigkeit vermitteln. Denn seit 1957 wurden immer wieder Veränderungen und Restaurierungen ohne konkrete denkmalpflegerische Anleitung durchgeführt. Wie jüngste Untersuchungen bewiesen, wurden im Zuge der Restaurierungen an manchen Stellen Mauern gebaut, die es in der Antike dort niemals gegeben hat. Auf Grund der Witterungseinflüsse sowie der damals angewandten Konservierungsmethode befinden sich die Ruinen heute in einem sehr desolaten Zustand. Daher wird das Stadtviertel im Rahmen des Projektes „Archäologischer Park Carnuntum“ seit 1986 neuerlich untersucht und gestaltet. Nach Klärung der archäologischen Fragen werden die aufgedeckten antiken Bauwerke nach international gültigen Maßstäben der archäologischen Denkmalpflege konserviert und präsentiert. Dies geschieht in Form von Restaurierungen, Teil- und Vollrekonstruktionen sowie medialen Präsentationsformen (virtual reality). Im Spaziergarten sind verschiedene Formen der Restaurierung und anschließender Präsentation archäologischer Denkmäler im Außenbereich zu sehen: Mauerwerksrestaurierungen, Teilrekonstruktionen und Vollrekonstruktionen. Am Beispiel von 6 Infrastruktureinheiten werden verschiedene, z.T. völlig neuartige Möglichkeiten der Behandlung des archäologischen Erbes aus der Römerzeit in Carnuntum gezeigt: zwei Pflasterstrassen (Nordstrasse, Südstrasse), ein Handelsplatz (Säulenhalle), ein kleiner Strassentempel (Dianatempel) sowie zwei Wohnhäuser in unterschiedlicher Intensität der Gestaltung (Haus I –II). Parallel dazu erfolgt die virtuelle Aufbereitung des antiken Erbes für die Öffentlichkeit.