Chair: Hansjörg Thaler

Der Rekonstruktionsrausch der letzten Jahre hat die technischen Möglichkeiten mit verschiedensten Softwarekomplexen aussondiert. Viele schöne Rekonstruktionen sind vorgestellt worden bis hin zu den unterschiedlichsten Animationen. Wir können heute davon ausgehen, daß die technische Entwicklung weitgehend vollzogen ist. Natürlich wird es immer technische Verbesserungen und Neuentwicklungen geben aber die bahnbrechenden Grundschritte sind nun vollzogen worden. Die archäologische Seite ist dabei oft nur teilweise berücksichtigt worden und manchmal ist man über das eigentliche Ziel gerast: im Namen der Schönheit und der technischen Perfektion einer virtuellen Rekonstruktion ist manchmal eine Scheinwelt erfunden worden, die mit der tatsächlichen archäologischen Sachlage nur noch wenig gemeinsam hat und deshalb dem Betrachter, vor allem dem interressierten Laien, eine teils falsche Welt zeigt und seine Vorstellung zur Vergangenheit und dem kulturellen Erbe verzerrt. Landschaften, Städte und Baukomplexe lassen eine virtuelle Welt entstehen, die mehrmals vermutlich als Produkt der Phantasie und Imagination anzuschauen sind. Gerade der Umstand, daß wir die Technik nun weitgehend beherrschen bringt mit sich, daß nun der archäologische und wissenschaftliche Bereich wieder in den Vordergrund rücken sollte. Verstärkter Schwerpunkt soll nun das WARUM und das WIE einer Rekonstruktion werden. Es sollte nun klar erkenntlich werden, auf welchen Materialien und wissenschaftlichen überlegungen eine archäologische Rekonstruktion aufbaut. Stratigraphie und Fundsituation werden wieder einen neuen Schwerpunkt bekommen. Die virturellen Rekonstruktionen sollten nunmehr ein Endprodukt werden, dessen Prozess erkannbar sein sollte. Die Perfektionierung der Dokumentationstechniken, die Verbesserung der Stratigraphie, der Einsatz der verschiedenen Prospektionsmethoden, die Fortentwicklung der Harrismatrix, die Evolution und Vollendung der digitalen und photogrammetrischen Dokumentation sind in den letzten Jahrzehnten in der Archäologie vollzogen worden. Techniken und Abläufe sind nun weitgehend normiert. Ziel dieser Untersektion sollte nun die Recherche neuer Techniken und die Weiterentwicklung bestehender sein, die zeigen, auf welchen Daten und Fakten eine Rekonstruktion aufbaut und erlauben, den Rekonstruktionsprozess nachzuvollziehen.