Dölf WILD
(Stadtarchäologie Zürich, Switzerland)

Abstract:

Ausgehend von den topographischen Bedingungen der Siedlung Zürich soll zuerst eine kurze Skizze der Geschichte bis in die jüngere Zeit gegeben werden. Im Folgenden werden einige ausgewählte Themen vorgestellt, welche die Stadtarchäologie Zürich besonders be-schäftigen. Da sind einmal Fragen zur Urtopographie zu nennen, insbesondere zu auffälligen Seespiegelschwankungen des Zürichsees, mit einer interessanten Interaktion zwischen Mensch und Natur in keltisch-römischer Zeit und im Frühmittelalter. An diesem Beispiel wird auch der Einfluss zeitbedingter (Mode-)Themen auf die Fragestellungen der Archäologie sichtbar, in diesem Fall der heute aktuellen Ökologie.

Ein weiteres, wichtiges Thema ist Zürich als königlicher Pfalzort. Im Wesentlichen in den 1930er Jahren ergraben, gehören die beiden damals freigelegten Grossbauten auf der dominierenden Hügelkuppe des Lindenhofs zu den wenigen relativ gut bekannten früh- und hochmittelalterlichen Repräsentativbauten im deutschsprachigen Raum. Hier wird kurz auf kleinere Grabungen und veränderte Fragestellungen eingegangen.

Ein anderes Forschungsgebiet der Zürcher Archäologie stellen das Fraumünster und der davor liegende Münsterhof dar. Gegründet als Eigenkloster der Karolinger im 9. Jahrhundert versuchte sich dessen Äbtissin im 13. Jahrhundert als Reichsfürstin und nominale Stadtherrin gegenüber der aufstrebenden Stadtkommune zu behaupten. Aus dieser Zeit stammt der einzige grosse städtische Platz Zürichs, der Münsterhof, welcher durch Abbruch älterer Strukturen entstanden ist – ein frühes Beispiel eines solchen Vorgangs nördlich der Alpen.

Auch die schliesslich dominierende bürgerliche Reichsstadt Zürich ist ein wichtiges Thema. So beschäftigt sich die Stadtarchäologie immer wieder mit den seit langem verschwundenen Stadtbefestigungen. Aber auch zu den alltäglichen Themen “Ver- und Entsorgung” liegen schöne Beobachtungen vor. Ein wichtiges Forschungsobjekt sind die profanen Holz- und Steinhäuser der mittelalterlichen Bewohnerschaft, wobei die auffälligen Adelstürme ein buchstäblich “herausragendes” Thema darstellen. Aus diesem Umfeld vornehmer städtischer Wohnkultur stammt eine grössere Anzahl von Wandmalereien welche durch die archäologische Bauforschung freigelegt wurden. Als besonderes Beispiel sein eine um 1330 von Juden in Auftrag gegebene Ausmalung eines Festsaals genannt.

Keywords:

“Natur – Kultur”, Königspfalz, “Monument und Platz”, Juden