Wolfgang Zöller1 / Wolfgang Knoll2

(1CAD Service, Stuttgart, Germany / 2Germany)

Obwohl wir Menschen sehr visuell ausgerichtet sind, gibt es erstaunlicherweise keine allgemeingültige und anerkannte Wahrnehmungstheorie. Einige Schriften, die sich damit befassen, beschreiben einzelne Aspekte, aber nicht systematisch.
Dank moderner Personalcomputer haben wir heute aber die Möglichkeit, viel über unsere eigenen Wahrnehmungen zu studieren. Wir können ganz einfach die Lichtverhältnisse, die Bildanordnung, den Betrachterstandpunkt usw. ändern und somit Dinge ausprobieren, die ohne PC sehr aufwändig wären.
Wir möchten in unserem Beitrag über ein Phänomen reden, das wir – zunächst zufällig – entdeckt haben, das aber grundlegender Natur zu sein scheint. Wir müssen mitunter Dinge darstellen, damit man sie nicht sieht. Dies werden wir sowohl mit einem einfachen Gedankenexperiment, als auch an anschaulichen Beispielen demonstrieren.
Daraus lässt sich die Hypothese ableiten, dass wir Menschen individuelle Modelle im Kopf haben dafür, wie ein Garten aussieht, eine Strasse, ein Haus, ein Gesicht. Wenn wir etwas betrachten, nehmen wir nur das wahr, was vom Modell abweicht. Die seltsame Nase, die abstehenden Ohren …
Da diese Modelle von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, ist auch das, was wahrgenommen wird, unterschiedlich. Daraus folgt, dass wir alles, was wir erforschen, immer aus mehreren Blickwinkeln (Blickwinkel im wörtlichen und im übertragenen Sinn) betrachten sollten.
Welche Ergebnisse die Beschäftigung mit den Phänomenen der Wahrnehmung bringen, möchten wir an einem Beispiel zeigen, über das scheinbar schon alles geschrieben wurde, was es zu schreiben gibt. Am sogenannten Schatz des Priamos. Wir haben bislang nirgendwo gelesen, dass er vor viertausend Jahren beinahe schon entdeckt worden wäre. Und doch war es so, wie wir zeigen werden.
Professor Knoll und Dr. Zöller werden je einen Vortrag halten über die gleiche Thematik, aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um auch dieses Prinzip gleich zu veranschaulichen.