G. Eßer
(Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, TU Wien)
Der Einsatz rechnergestützter Lasermesstechniken auf dem Gebiet der historischen Bauforschung ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema zwischen Verfechtern des Handaufmasses und jenen, die sich von den neuen Aufnahmemethoden einen erheblichen wissenschaftlichen Fortschritt versprechen.
Hintergrund ist dabei die Frage, ob die moderne “berührungsfreie” Messtechnologie für den Bauaufnehmer – durch seine “Distanz zum Bauwerk” – einen Verlust an Kontrollmöglichkeiten zeitigt und dieser so Arbeitsergebnisse minderer Qualität vor allem im Sinne der inhaltlichen Aussagen in Kauf nehmen muss oder ob im Gegensatz dazu die Vorteile einer korrekten geometrischen Erfassung und einer verbesserten Arbeits- und Zeitökonomie überwiegen.
Eine Bauuntersuchung am republikanischen Propylaeum der antiken Stadt Preneste, durchgeführt vom Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege der TU Wien, bot die Gelegenheit, in diesem Punkt größere Klarheit zu gewinnen.
Neben der erprobten Vorgehensweise einer kombinierten Anwendung des Handaufmasses im Detail und seiner Einbettung in ein hoch präzises, mit Hilfe einer Totalstation erstelltes Punktenetz, sollten hier zum ersten mal auch die Verwendungsmöglichkeiten eines Image-Laser-Scanners ausgelotet werden.
Über 19 Scan-Positionen konnte die antike Ruine des Propylaeums innerhalb weniger Tage in ihrer komplexen Geometrie und in einer hohen Punktdichte erfasst werden. Die zusätzlich durch eine Digitalkamera gewonnenen Pixelinformationen dienten zum „Einfärben“ der Punktewolke für Visualisierungsaufgaben und zur Erstellung von hoch auflösenden und farbgetreuen Orthophotos der wichtigsten Projektionsebenen. Die seitens der Software-Hersteller in Aussicht gestellte Möglichkeit, aus 2.5D Orthophotos halbautomatisch Gebäudeprofile zu erstellen, ist in unserem Institut derzeit noch in der Erprobung.
Im Sinne der selbst gewählten Erfolgskriterien (Datenkompatibilität, Maßgenauigkeit unter 1 cm, Auswertbarkeit in 2D-Plänen, Verortung der Ergebnisse im Gesamtgrundriss) stellen die gewonnenen Planergebnisse mit ihrer hohen Präzision, Abbildungsqualität und Zeitökonomie als Basis für die Bauwerksanalyse aber schon jetzt einen erheblichen Fortschritt für die Bauaufnahme geometrisch hochkomplexer Architekturen dar.