Robert KALASEK1 / B. THUSWALDNER2

(1Vienna University of Technology, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung, Fachbereich Stadt- und Regionalforschung / 2TU Wien – Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege)

Im Jahr 1904 wurde an der unteren Kuretenstraße in Ephesos der quadratische Sockel eines Gebäudes freigelegt, auf dessen Oberseite sich die oktogonale Form seines Hauptgeschosses abzeichnete. In der unmittelbaren Umgebung wurden in der Folge zahlreiche Bauteile entdeckt, sodass W. Wilberg bereits kurz nach der Freilegung eine erste schematische Rekonstruktion des Monuments anfertigen konnte. Ursprünglich als Siegesmal gedeutet stellte sich das Oktogon im Jahr 1926 eindeutig als Grabdenkmal heraus, nachdem M. Theuer im Inneren des Sockels die Grabkammer mit einem Sarkophag entdeckte. Mehrfach wurde damit begonnen die Bauteile des Oktogons im Rahmen einer detaillierten Bauaufnahme zu dokumentieren. Als in jüngerer Zeit immer wieder über eine eventuelle Anastylose des Oktogons nachgedacht wurde, entschied man, die Werkstücke mittels 3D-Scannern aufzunehmen. Eine erste Scan-Kampagne fand im Sommer 2005 statt, im Herbst 2007 konnten die Arbeiten einschließlich der erforderlichen Nachbearbeitung abgeschlossen werden.
Auf Basis der Scandaten wurde eine steingerechte Rekonstruktion erarbeitet, die auch gegenüber jener von Wilberg ursprünglich vorgelegten neue Erkenntnisse brachte. Auf deren Grundlage konnten die 3D-Modelle der Originalbauteile zu einer Anastylose im virtuellen Raum zusammengefügt werden.
Im Vortrag werden Spezifika des Arbeitsablaufs einer virtuellen steingerechten Rekonstruktion von den Anforderungen an die Erfassung bis hin zur Präsentation der Ergebnisse in Form eines 3D Modells der Anastylose beleuchtet. Möglichkeiten aber auch Grenzen der im Zuge dieses Prozesses kombinierten Methoden werden insbesondere im Hinblick auf Aufwand und Nutzen dargestellt.