Doris EBERSTALLER-FLEISCHANDERL1 / Severin HOHENSINNER2

(1ezb – Technisches Büro Eberstaller GmbH, Wien, Austria / 2Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien, Austria)

Noch bis ins späte 19. Jahrhundert ist die unregulierte Donau in und um Wien durch eine hohe flussmorphologische Dynamik geprägt. Das aktive, bis zu 5 km breite und aus zahllosen Nebenarmen bestehende Strombett ist durch ein stetes Gleichgewicht von Erosion und Anlandung geprägt.
Die Entwicklung des Wiener Siedlungsraumes ist von Beginn an eng mit der Donau verbunden. Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde zur Erweiterung des rasch wachsenden Siedlungs- und Wirtschaftsraumes sowie zum Erhalt der Schiffbarkeit eine Vielzahl von systematischen Regulierungsmaßnahmen umgesetzt. Die Leistungen der modernen „Ingenieurkunst“ ermöglichen im Jahr 1870 den Start zur „Großen Donauregulierung“. Die ausgeführten Durchstiche, Dämme und Ufersicherungen verändern das Ökosystem Donauauen im betrachteten Gewässerabschnitt (Wiener Teil des Nationalparks Donauauen zwischen Freudenau und Schönau (Lobau), Strom-Km 1924-1907) umfassend und nachhaltig.
Eine computergestützte Rekonstruktion der flussmorphologischen Entwicklung der Donau durchleuchtet das Untersuchungsgebiet hinsichtlich der natürlichen, ehemals prägenden, abiotischen Rahmenbedingungen. Zehn auf historischen Kartenwerken basierende Zeitschnitte werden als repräsentativ ausgewählt, um sowohl die morphologische Entwicklung der Donau als auch den Einfluss der Regulierungstätigkeit während der letzten 280 Jahre im Untersuchungsgebiet quantifizieren zu können. Animiertes Kartenmaterial versetzt den Betrachter in die Lage, Bedeutung und Ausmaß der natürlichen Gewässerdynamik zu erfassen und unmittelbar zu verstehen.
Das Projekt wurde durch die MA 49 – Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien für das Nationalparkhaus Wien-Lobau beauftragt und durch das Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG) der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in den Jahren 2003-2004 bearbeitet.