Michael LISNER1 / Hajnalka HEROLD2

(1VDX – Virtual DynamiX multimedia and architecture GesmbH, Wien, Austria / 2VIAS – Vienna Instiute of Archaeological Science, Universität Wien, Austria)

Im Rahmen der Ausstellung “Schicksalsjahr 907 – Die Schlacht bei Pressburg und das frühmittelalterliche Niederösterreich” hat VDX eine digitale Rekonstruktion der frühmittelalterlichen befestigten Siedlung von Gars-Thunau umgesetzt. Es handelt sich dabei um ein Video von etwa 6 Minuten Länge, welches neben der Rekonstruktion auch die Ausgrabungsfunde zeigt. In intensiver Zusammenarbeit mit Hajnalka Herold vom “Vienna Institute of Archaeological Science” wurde die Grabungsdokumentation analysiert und darauf basierend das digitale Modell aufgebaut. Nicht belegte Objekte wurden dabei bewusst nicht berücksichtigt. Die Naturumgebung wurde mit Bäumen aus Speedtree und echtem 3D Gras umgesetzt. Ausgang der Visualisierung war eine über Jahrzehnte bestehende Ausgrabungstätigkeit, welche in einer sehr ausführlichen Dokumentation mündete. Diese Dokumentation wurde von Hajnalka Herold und Michael Lisner als Ausgang der Visualisierung herangezogen. Weiters wurde eine Sammlung an bildlichen Darstellungen von frühmittelalterlichen Wallanlagen sowie einige Luftbilder zusammengetragen. Auf Basis dieses Materials wurde zunächst ein rohes 3D Modell der Gesamtanlage modelliert und versucht, Wege und damit verbundene Funktionsabläufe innerhalb der Anlage zu rekonstruieren. Dieses Grundmodell wurde dann ausgehend vom so genannten Herrenhof Schritt für Schritt verfeinert. Im Herrenhof befand sich das von einer Palisade umgebene Herrenhaus. Das Model dieses Herrenhauses war Ausgangspunkt der Gestaltung. Hier wurden Materialien für Holz- und Steinoberflächen erarbeitet und auch die umgebenden Freiräume wie Wege und Grasflächen definiert. Das Gras besteht aus echten 3D Grashalmen, welche in sehr großer Zahl über die gesamte Fläche verteilt wurden. Dadurch konnte ein sehr realistischer Eindruck erzielt werden. Als Bäume kamen, wie schon beim Englischen Landschaftsgarten von Schönau an der Triesting für die Mozartausstellung in der Albertina, die PlugIn Software Speedtree zum Einsatz. Die dort beinhalteten Eichen wurden adaptiert und ästhetisch der Gesamtumgebung angepasst. Die größte Herausforderung am Projekt war die Gestaltung des Wehrwalls, welcher die Anlage auf einer Länge von mehreren hundert Metern umgibt. Dieser Wall sollte sehr detailgetreu nachgebildet werden, was bei der enormen Länge zwangsläufig zu technischen Problemen führte. Weiters stellte sich die Frage, wie man am Besten den Verlauf des Walls erzeugen sollte. Die Lösung für beide Probleme fand sich in der Erstellung eines Moduls von etwa 5 Metern Länge, welches in einer detailgetreuen und reduzierten Version erstellt wurde. Mit diesem Modul wurde der Wall sozusagen Stück für Stück nachgebaut und an den Stellen wo die Kamera in den Animationen sehr nahe an den Wall heranfährt die detailgetreue Version eingesetzt. Die Animationen wurden auf 15 PCs in etwa 4 Wochen berechnet. Die Postproduction wurde von Carlo Pelikan durchgeführt. Es wurden in die digitalen Szenen in der GreenBox gefilmte Menschen eingesetzt und das digitale Material mit Ausgrabungsfunden ergänzt. In der Ausstellung ist der Film auf einem 50“ Plasma Display in einer Dauerwiederholung zu sehen.