Ulrich RUOFF

(Schweiz)

Die klassische Anwendung von GIS in der Archäologie ist die Analyse von grossräumig erfassten Daten, um Zusammenhänge von kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen sowie zugrunde liegender naturräumlicher Voraussetzungen zu erkennen. Daneben hat aber die GIS-Technik auch hohe Bedeutung bei der Auswertung von Daten von grossflächigen Ausgrabungen erlangt. An Beispielen von prähistorischen Ufersiedlungen wird gezeigt, dass die Analyse von Ausgrabungsdaten mit solcher Technik weit mehr erbringen kann, als die herkömmliche Art der Arbeit mit den Plänen des Grabungsbefunds und der Verteilung von verschiedenen Fundtypen. Die Möglichkeit aus einem riesigen Datenmaterial dasjenige herauszufiltern und übersichtlich grafisch darzustellen, was uns gerade aufgrund einer neu aufgetauchten Frage interessiert, ist sicher der wesentlichste Vorteil der Verwendung eines GIS. Wir können Objekte versuchsweise nach verschiedensten Merkmalskombinationen selektionieren und kartieren sowie auch aus den Daten abgeleitete Beziehungen grafisch darstellen. Auf Beispiele für das Letztere geht der Beitrag besonders ein, da diese Hilfe bei der Auswertung von Ausgrabungsbefunden noch immer zuwenig benützt wird. Im Hinblick auf zu publizierende Pläne ist daran zu erinnern, dass es meist keine besondere Schwierigkeit bereitet eigene Symbole zu kreieren oder anstelle der Symbole vereinfachte Umrisszeichnungen der Objekte mit kennzeichnender Farbgebung oder Rasterung zu verwenden.

Verschiedene Fälle von Auswertungen von „Pfahlbau-Ausgrabungen“ geben uns allerdings auch Anlass zu kritischen Bemerkungen über Anwendungspraktiken von GIS:

  • Das Ziel der Arbeit muss sein, einen Beitrag zur archäologisch-historischen Forschung zu leisten.
  • Eine Datenerhebung, die nicht aufgrund der Erfahrung mit Ausgrabungs- und Auswertungsprojekten ähnlicher Art gesteuert wird, wie dasjenige, das wir zu unternehmen gedenken, erweist sich oft als ungenügend.
  • Die Datensätze – auch wenn sie in grosser Breite angelegt worden sind – geben immer nur ein sehr beschränktes, abstraktes Bild von den erfassten Objekten und ihren gegenseitigen Beziehungen. Die bei der Ausgrabung gewonnene reale Anschauung und die dabei erzielten Einsichten sind unabdingbare Grundlage für jede Auswertung.

Der Chirurg und nicht der Medizinaltechniker führt die Operation aus; analoges gilt für den Archäologen oder Historiker und den GIS-Computerexperten.