Tomáš CERNUŠÁK

(Czech Republic)

Die Kirchenarchive der katholischen Einrichtungen haben im Gebiet der Tschechischen Republik eine lange Tradition. Denn sie haben sich schon seit dem Mittelalter allmählich entwickelt. Davon zeugen sowohl die Existenz der Indorsate auf der Rückseite von Urkunden, die einer einfacheren Suche nach Dokumenten dienten, als auch die Anlegung verschiedener Verzeichnisse und Inventare des Schriftguts. Bestellten Archivaren begegnet man erst in der Neuzeit. Die Kirchenarchive wurden mit sehr unterschiedlicher Sorgfalt verwaltet. Manchmal wurde ihnen eine vorbildhafte Pflege zuteil, ein anderes Mal hat man nicht einmal begonnen, sie zu ordnen oder wurde damit nie fertig. Einige Einrichtungen hatten ein problematisches Verhältnis zu den aufbewahrten Archivalien. Dementsprechend war es auch um sie bestellt. In den tschechischen Ländern haben die Kirchenarchive vor allem aus zwei Gründen Schäden erlitten – infolge kriegerischer Auseinandersetzungen und durch Eingriffe des Staatsapparats. Die von der Staatsverwaltung im ausgehenden 18. Jahrhundert und in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts vorgenommenen Säkularisierungen der Kirchenorganisation führten dazu, dass die überwiegende Mehrheit der Kirchenarchive heutzutage in staatlichen Archiven lagert. Ein großer Teil der kirchlichen Urheber hat jedoch das Eigentum an eigene Archivbestände behalten. Ihre rechtliche Stellung findet in den mit den staatlichen Archiven abgeschlossenen Verwahrungsverträgen ihren Niederschlag. Derzeit gibt es allerdings bei vielen kirchlichen Einrichtungen funktionierende Registraturen, die hier und da auch Dokumente beinhalten, die den Charakter von Archivalien aufweisen. Künftig könnten gerade diese Registraturen die Basis für selbständige, nicht staatliche Kirchenarchive bilden.