Michaela LAICHMANN

(Wiener Stadt- und Landesarchiv, Wien, Österreich)

Laut Bestimmungen der Österreichischen Bundesverfassung zu Nicht-Diskriminierung (1997) und EU-Richtlinien zu Barrierefreiheit von öffentlichen Webseiten von Behörden (2002) sind Internet-Seiten grundsätzlich nach den Leitlinien der WAI (Web Accessibility Initiative) zu gestalten: Das Web sollte von allen benutzt, verstanden, navigiert und interaktiv verwendet werden können, auch und besonders von Menschen mit Behinderungen/besonderen Bedürfnissen, also zum Beispiel Sehbehinderung, motorische Behinderung, neurologische und psychische Beeinträchtigungen, altersbedingte Beeinträchtigungen und andere sowie Kombinationen daraus.
Die Stadt Wien und daher auch die MA 8 – Wiener Stadt- und Landesarchiv haben einen hohen Grad an Umsetzung der WAI-Richtlinien als Vorgabe. Das Schweizer Unternehmen “seven49.net” untersuchte im September 2007 automatisiert weltweit 100.000 Websites auf die Bereiche Usability (Benutzungsfreundlichkeit), Accessibility (Barrierefreiheit), Suchmaschinenfreundlichkeit und technische Qualität. Im internationalen Vergleich erreichte das Webservice der Stadt Wien immerhin Platz 19, in Österreich rangierte wien.at auf Platz eins. Diesen hohen Standard zu halten gelten unsere ständigen Bemühungen.
Das Wiener Stadt- und Landesarchiv ist nicht nur mit sehr vielen statischen Seiten im Internet vertreten, wir stellen auch WAIS für die Öffentlichkeit zur Verfügung: Das Wiener Archivinformationssystem ist ein sehr komplexes System von Applikationen. Es verbindet ein Erschließungs- und Verzeichnistool für die Archivbestände mit einem freien Online-Zugang für Recherche und Bestellung.
Bei der Schaffung dieses Online-Zugangs über die Plattform von wien.at mussten zahlreiche Probleme bewältigt werden, um WAIS auch barrierefrei zu gestalten. Die Einhaltung der WAI-Richtlinien bedingt bei der Programmierung und der Textgestaltung von Webseiten zahlreiche technische, aber auch inhaltliche Anpassungen, die teilweise gravierend sind: Veröffentlichung von WAIS im Netz bedingte einerseits bei der Programmierung zahlreiche Änderungen in der bereits vorhandenen Applikation, die sich als sehr zeitaufwendig und kostenintensiv herausstellten. Besonders die Forderung nach klarer Gestaltung und Funktionalität der Seiten bei ausgeschaltetem Java-Script, Java und ActiveX sowie die Reduzierung der Frames stellte eine Herausforderung dar. Andererseits zwang die Forderung nach Barrierefreiheit zum Überdenken von Textgestaltung, die auch unsere inhaltliche Qualität der Beschreibungen verbessert.

Keywords: Archivische Erschließung und Recherche im Internet, Corporate design, Barrierefreiheit auf wien.at